SLADJAN NEDELJKOVIC



WIE WOLLEN WIR LEBEN, 2020
Entwurf für den Wettbewerb Kunst im Stadtraum am Prerower Platz in Berlin - Lichtenberg


Der Ausgangspunkt meiner hier vorgestellten Arbeit ist die Auseinandersetzung mit den räumlichen, architektonischen und sozialen Gegebenheiten des Ortes. Die serielle Bauweise der Architektur, wie sie in der Wohnbebauung um den Prerower Platz zu finden ist, inspiriert mich, partizipativ mit den BürgerInnen, die vor Ort wohnen, und mit modulartigen Elementen zu arbeiten, um die Komplexität des Ortes zu spiegeln.

Für den Wettbewerb „Kunst im Stadtraum am Prerower Platz“ schlage ich eine temporäre Installation mit Pflanzkästen und kubischen Elementen vor. Die Installation soll einerseits den Brunnenplatz begrünen, beleben und aufwerten und andererseits eine Reihe von partizipativen Veranstaltungen ermöglichen. Auf diese Weise möchte ich die BürgerInnen miteinander vernetzen und zu einer sozialen Interaktion einladen. In den Frühlingsmonaten sollen die Pflanzen gemeinsam mit den sozialen Netzwerken der BürgerInnen erwachen und sich zunehmend entfalten. Ziel ist es einen lebendigen Ort zum Verweilen und Spielen sowie für Begegnung und Austausch zu kreieren.

Die Grundelemente meiner hier vorgestellten Installation sind aus Holz gefertigte Pflanzkästen und kubische Elemente, Module in unterschiedlicher Größe und Farbgebung. Die kubischen Elemente können als Sitzgelegenheiten benutzt werden, haben aber auch eine performative Qualität. Kinder dürfen sich mit den Modulen spielerisch auseinandersetzen und die hohen Pflanzkästen als Sichtschutz oder Turngerät nutzen. Den Erwachsenen dienen die Module als Sitzgelegenheit. Ein soziales Miteinander, das alle Generationen einbezieht, wird auf diese Weise ermöglicht.

Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit sind die Gespräche zum Thema „Wohnen am Prerower Platz“ mit den am Projekt beteiligten Menschen. Exzerpte dieser im Vorfeld geführten Gespräche werden auf Texttafeln abgedruckt und in den Pflanzkästen auf Schilder montiert. Auf diese Weise soll eine Verbindung zwischen den Menschen und dem Platz, zwischen dem Individuum und seinen Mitmenschen entstehen. Die Texttafeln warten mit einem überraschenden Moment auf, da sie nicht wie erwartet über Pflanzen und Blumen Auskunft geben, sondern soziale, politische, ökonomische und gesellschaftliche Aspekte des Ortes sichtbar machen. Die Stimme des Individuums in der uniformierten Wohnbebauung und seine persönliche Meinung erreichen eine unverhoffte öffentliche Präsenz.

Die Pflanzkästen und die kubischen Elemente lassen sich auf dem Brunnenplatz integrieren, ohne dessen Charakter grundlegend zu verändern. Die modulartigen Elemente werden über den gesamten Platz verteilt, mit dem nötigen 1.5 m Abstand. Vor der starkbefahrenen Wartenberger Str. und der Wustrower Str. werden die Pflanzkästen so positioniert, dass sie eine grüne „Wand“ zur Straßenseite bilden und somit den Verkehrslärm und die Luftverschmutzung etwas reduzieren und einen geschützten Raum für Ruhe und Erholung schaffen, an dem sich die Anwohner gerne aufhalten.

Bei der Planung und Herstellung der Elemente wird großer Wert wird auf natürliche, ökologische Materialien und die Nachhaltigkeit der Ressourcen gelegt. Die aus Holz gefertigten Elemente, werden deshalb nach dem Projektende an anderen Orten einen neuen Nutzen finden.

Das Projekt am Brunnenplatz entsteht in enger BürgerInnenbeteiligung und möchte zur Verbesserung des sozialen und zwischenmenschlichen Klimas innerhalb eines urbanen Lebensraums beitragen. Gerade in diesen Zeiten der Pandemie ist eine solche Aufwertung des öffentlichen Raums zu einem grünen Rückzugsort und Ort der Erholung ein willkommener Beitrag. Menschen begeben sich durch die vorgegebenen Beschränkungsmaßnahmen in Isolation, jedoch wächst gleichzeitig der Wunsch nach Kontakt um gemeinsam stark zu bleiben und den Nachbarn nicht aus den Augen zu verlieren. Auf lange Sicht würde das vorgeschlagene Projekt zur aktuellen Diskussion um nachhaltige Stadtentwicklung und zur Sensibilisierung für nachhaltige Lebensräume beitragen. Bei der Auseinandersetzung mit urbaner Begrünung im Rahmen eines Kunstprojektes entstehen soziale Verbindungen, Gemeinschaft und Engagement innerhalb eines Stadtteiles.



Partizipatorisches Kunstprojekt
Visualisierung Textschilder
Auszüge aus Gesprächen mit Beteiligten